Über die Bedeutung der Dinge und Mauern (wie die in Mexiko) im Speziellen
Ich entscheide inzwischen sehr bewusst, nicht mehr nur welche Filme, sondern auch welche und wieviele Nachrichten ich mir im Fernsehen ansehe.
Nicht aus Desinteresse, sondern weil es mich runterzieht. Die Gewalt, das Morden, das Leid, der Irrsinn mancher Politker. Und um nicht in diesen Sog der dadurch erzeugten Gefühle von Machtlosigkeit, Frustration, Wut, Sorge und Angst zu geraten, sehe ich es mir nicht an.
Nun arbeite ich aber auch für die TV- Nachrichten. Und wenn ich meine Moderationen schreibe, muss ich mich zwangsläufig mit all dem Wahnsinn auseinander setzen.
Gestern war es wieder soweit, und meine Augen blieben auf der Meldung hängen, das die Frist der Ausschreibung für Trumps Mauerbau an der mexikanischen Grenze nun abgelaufen ist. Mehr als 700 Firmen haben sich beworben.
Sie alle wollen viel Geld damit verdienen, eine Mauer zu bauen.
Dagegen ist an sich auch gar nichts einzuwenden. Nun ist es aber bevor man eine Mauer baut, essentiell wichtig, sich zu entscheiden, was für eine Art Mauer das sein soll.
Nun also eine Mauer. Noch eine mehr. Als ob wir nicht schon genug Mauern auf dieser Welt hätten.
Dabei können die Mauern an sich gar nichts dafür. Aber sie sind ein wunderbares Beispiel dafür, zu verstehen, wie die Dinge in dieser Welt funktionieren.
Mauern bestehen an sich aus einzelnen aufeinandergestapelten Steinen.
Das ist zunächst weder gut noch schlecht. Es ist einfach so.
Aber nun kommt der Mensch. Erst der Mensch entscheidet, was diese aufeinandergestapelten Steinen bedeuten sollen.
Ob sie zu einem Symbol des Schutzes oder zu einem Symbol der Trennung werden.
So eine stabile Mauer kann einen als Wand in einem Haus wunderbar vor Wind und Wetter schützen. Mauern können Wärme speichern, so dass sie uns Menschen Geborgenheit geben und ein angenehmes Leben in Wohlstand ermöglichen.
Mauern können aber auch genau das Gegenteil sein. Sie können Grenzen ziehen zwischen Ländern. Sie können Familien und Menschen trennen und damit unsagbares Leid verursachen. Sie können uns einsperren und Menschenleben zerstören.
Wir wissen das.
Was eine Mauer also werden soll, das entscheiden wir!
Lasst uns nicht unsere Ängste entscheiden, was aus einer Mauer werden soll.
Lasst uns aus unserer Weisheit entscheiden. Aus der Weisheit, die größer ist als unsere Angst. Aus dem tiefen Wissen, welches der richtige Weg und was die richtige Entscheidung ist.
Richtige Entscheidungen zu treffen bedeutet, in die Verantwortung zu gehen.
Sich nicht in Ängste und Ausreden zu flüchten, wie es die meisten tun.
Aber das ist die einzige Verantwortung, die wirklich zählt. Und die wir so dringend brauchen.
Ich appelliere hier nicht nur an Politiker und Bauunternehmer.
Nicht nur sie müssen darüber entscheiden, was für Mauern sie bauen wollen.
Wir alle müssen uns jeden Tag entscheiden, was für eine Bedeutung die Dinge um uns herum haben sollen.
Denn die Dinge an sich sind neutral.
Liebe Gabi, Deine Gedanken erinnern mich an ein Gedicht, dass ich als Jugendliche geschrieben und an meine Pin-Wand geheftet habe: Build bridges instead of walls and you will have a friend.
Leider können wir nur bedingt etwas gegen die Mauer in Mexiko machen. Aber wir können in jedem Augenblick etwas gegen die Mauern um unsere Herzen, unser Sein, unser Verhalten machen. Oder – um bei Deinen Überlegungen zu bleiben – wir könne die Wände als Schutzwände errichten, um uns und andere gegen den kalten Wind – von wo auch immer er herkommt – zu schützen und uns geborgen zu fühlen.
Ein schöner Baustein hierfür ist ein Lächeln … denn dieses wird uns – wenn wir es wagen und öfters als wir denken – von anderen zurückgegeben.
Herzliche Grüße aus Saint Tropez von
Pia (Frei)
Vielen Dank, Pia! Brücken anstatt von Wänden, das ist ein sehr schönes Bild. Lass uns mit dem Bauen anfangen:)